Chorsinfonisches Konzert – Johannes-Passion
25. März 2023
17:00
St. Nikolai, Wismar
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Zur Aufführung kommt die Johannes-Passion (BWV 244) von Johann Sebastian Bach.

Kantorei Wismar, Kantorei Pasewalk, Collegium für Alte Musik Vorpommern


Sopran: Annika Steinbach

Alt: Dorothea Zimmermann

Tenor (Evangelist und Arien): Severin Böhm

Bass (Jesus): Marcel Raschke

Bass (Petrus, Pilatus und Arien): Matthias Vieweg


Einstudierung Kantorei Pasewalk: Julius Mauersberger


Leitung: Christian Thadewald-Friedrich


Kartenpreis:

A 30 EUR (erm. 25 €)

B 20 EUR (erm. 15 €)

Karten sind ab dem 9. März in der Buchhandlung Peplau in Wismar erhältlich und können außerdem per Mail bestellt werden: andrea.lehmann@elkm.de

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Die Johannespassion war 1724 Johann Sebastian Bachs erste und höchstwahrscheinlich 1749/50 auch seine letzte Leipziger Musik am Karfreitag. Im Zeitraum dieses Vierteljahrhunderts hat er das Werk in mindestens vier teils stark voneinander abweichenden Fassungen dargeboten und somit langfristig um eine gültige – vielleicht auch vollendete – Version gerungen. Seit der Bachrenaissance des 19. Jahrhunderts lange im Schatten des Schwesterwerks nach dem Evangelisten Matthäus stehend, hat sich Bachs „andere“ Passion aufgrund ihrer musikalischen Qualität und ihres szenischen Potentials mittlerweile weltweit durchgesetzt und ist zu einem regelrechten Liebling der Musikerinnen und Musiker, der Chöre und der Zuhörerschaft geworden.

Die Anmut dieses Werks liegt zum einen in den verständlichen und überaus vertrauten Chorälen. Zum anderen aber insbesondere in den effektvollen und aufbrausenden Chören sowie innigen Arien. 

Oft wird mit der Johannespassion die Gattung „Oper“ assoziiert.

Der Evangelist Johannes präsentiert förmlich den streitbaren Gottessohn, an dessen Anerkennung als Messias sich aller Menschen Heil entscheidet und der deshalb durch Tod und Erniedrigung triumphieren muss. Im Zentrum steht so weniger die lyrische Betrachtung, sondern vielmehr die lebendige Darstellung. Wie in einer geistlichen Oper werden in den Chorsätzen, Rezitativen und Arien der Johannespassion die Motive und Handlungen aller Protagonisten schonungslos offengelegt. Es ist diese an die Grenze der Zumutbarkeit reichende Plastizität, die diese Passion auszeichnet und sie bei Vielen zum beliebteren der beiden Schwesterwerke macht. Was dem 19. Jahrhundert als Verstoß gegen christliche Einfalt und Schicklichkeit erschien, erweist sich heute als besonderer Pluspunkt des Werkes. Was mag Bach den Leipziger Gemeinden zugemutet haben, wenn er die Passion im Gottesdienst aufführte? Die ganze Bildkraft und barocke Poesie müssen mobilisiert haben! 

Die Darstellung des Leidens und Sterbens Jesu gehörte zu den zugleich vornehmsten wie heikelsten Aufgaben eines barocken Komponisten. Nicht ohne Grund riet noch 1847 der Choralforscher Carl von Winterfeld von einer Darbietung der Bach’schen Passionen im Gottesdienst ab, weil eine Verkörperung der agierenden Verfolger Jesu nicht zumutbar sei. Nach lutherischer Auffassung sollten Herzen und Sinne der Hörer durch eine andächtige Musik zur Buße und zum Verständnis der Erlösungstat bewegt werden. Zugleich galt es jedoch, allzu drastische Darstellungen zu vermeiden – Kantoren wie Bach wurden in ihren Anstellungsverträgen explizit vor diesen naturalistischen Annäherungen gewarnt!

Doch was ist es nun, was uns heute so entflammt? Zum einen wird es die bestehende Hörgewohnheit Bach’scher Musik sein. Zum anderen aber sicher das gesamte Spektrum der Emotionen, die Bach vertont. Vielleicht ist es auch mit einem Gemälde vergleichbar – einem Stillleben: Seinen Farben, seiner Intensität, seinen Farbverläufen und Kontrasten.

Bach offenbart uns so, wie kein anderer, eine unglaublich lebendige Passion und einen Blick in unsere Seele. Lassen wir dies wieder erneut auf uns wirken und dabei nicht vergessen: 

„Die zahlreichen Beispiele, in denen Bach selbst seinen Entschluß mehrmals änderte, lehren, daß es bisweilen überhaupt keine eindeutig beste Lesart gibt.“ (Arthur Mendel, 1974)

Christian Thadewald-Friedrich

 

 

 

 

 

 

 

 


DIE VERANSTALTUNG WIRD GEFÖRDERT VON DER KIRCHENMUSIKSTIFTUNG ZIEGLER, VOM LANDKREIS NORDWESTMECKLENBURG UND VON DER HANSESTADT WISMAR.